Histrionische und Narzistische Persönlichkeitsstörungen

Histrionische und Narzistische Persönlichkeitsstörungen

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R. Sachse, Hogrefe:
Histrionische und Narzistische Persönlichkeitsstörungen

Dieses Buch ist das dritte in der Reihe von Büchern zu Persönlichkeitsstörungen: Es behandelt speziell das psychologische Funktionieren von Klienten mit Histrionischer und Narzisstischer Persönlichkeitsstörung und macht ausführliche Angaben zu den jeweils indizierten therapeutischen Strategien.

Die Arbeit mit Klientinnen und Klienten mit Histrionischer oder Narzisstischer Persönlichkeitsstörung stellt für viele Therapeuten eine besondere Herausforderung dar. Die Erwartungen der Klienten an die Therapeuten sind hoch, und dennoch werden therapeutische Angebote oft nicht angenommen. Zudem lassen sich häufig intransparente Interaktionsformen feststellen.

Im vorliegenden Buch werden Histrionische und Narzisstische Persönlichkeitsstörungen als Beziehungs- oder Interaktionsstörungen aufgefasst. Theoretisch fundiert werden die besonderen Interaktionseigenheiten, Erlebens- und Verarbeitungsweisen dieser Klientinnen und Klienten dargestellt.

Aus den spezifischen Modellen für die Störungen werden unter anderem therapeutische Strategien für die differenzielle Beziehungsgestaltung und die Bearbeitung intransparenter Interaktionsformen abgeleitet. Darüber hinaus werden für eine Vielzahl schwieriger therapeutischer Situationen praxisorientierte Vorgehensweisen beschrieben.



Rezension aus der Zeitschrift "Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung" (3/03)
Ein spannendes, klar gegliedertes, leicht zu lesendes Buch über zwei verwandte Persönlichkeitsstörungen, die in der psvchotherapeutischen Praxis - besonders bei Anfängern - zu Schwierigkeiten führen können. Ganz konkrete Therapieempfehlungen, z.T. durch Niederschriften von Therapieausschnitten illustriert, werden abgeleitet aus der Theorie der Persönlichkeitsstörungen allgemein und speziell der Störungen, denen das Buch gewidmet ist.

,,Persönlichkeitsstörungen werden verstanden als komplexe lnteraktionsstörungen, als Störungen der interaktionellen Regulation" (5.10), wobei die Störungen vorwiegend auf der ,,Motivebene" und der ,,Spielebene" lokalisiert werden. Das Modell Sachses enthält aber auch eine ,,Ebene der Annahmen", gewissermaßen Grundeinstellungen, die das Handeln steuern. Den Beziehungsschwierigkeiten der Patienten entspricht ein differentielles therapeutisches Modell, das u.a. darin besteht, zentrale Beziehungsmotive zu befriedigen und zu klären, sowie die ,,Spielebene" transparent zu machen, teilweise auch, die Biographie zu bearbeiten und schließlich authentisches Verhalten aufzubauen.

Das therapeutische Verhalten, das dann diagnoseorientiert entwickelt wird, baut auf der ,,zielorientierten" Gesprächspsvchotherapie nach Sachse auf. Es hat zwei Standbeine: das eine ist die klientenzentrierte Grundhaltung mit den bekannten Basisvariablen als ,,unspezifisches" Vorgehen (S.70). Dies ist nach Sachse für die Behandlung der Persönlichkeitsstörungen jedoch nicht ausreichend, deshalb empfiehlt er darüber hinaus eine ,,spezifische Komplementarität" zu den 8eziehungswünschen dieser Patienten, allgemein ein zwar akzeptierendes Therapeutenverhalten, das im Laufe der Therapie stark strukturierend wirkt und auf allgemeinen und therapiephasenspezifischen diagnostischen Erkenntnissen beruht.

Das führt dazu, dass es zu Therapeutenäußerungen kommt, die in der klassischen Gesprächspsychotherapie nicht akzeptabel wären: "Ihre Eltern haben Ihnen jetzt seit 40 Jahren signalisiert, dass Sie ihnen nicht wichtig sind. Was sollte Ihre Eltern veranlassen, sich jetzt anders zu Verhalten? Wie lange wollen die Ihren Eltern noch nachlaufen und sich Abfuhren einhandeln?" (5 110, vom Autor selbst als ,,recht konfrontativ" bezeichnet). Das aktivere Vorgehen des Therapeuten zeigt sich u.a. auch in der Anwendung von Rollenspielen.

Das Buch Sachses zeigt eine Art, mit narzisstisch und histrionisch gestörten Persönlichkeiten umzugehen, die die Patienten da ,,abholen" will, wo sie stehen und sie durch eine strukturierende Therapie mit einigen Elementen aus anderen Therapieformen führen will. Sie ist gut begründet und sicher auch durch Therapieerfolge belegt. Eine Auseinandersetzung mit diesem Buch lohnt sich auch dann, wenn man zu einem strenger klientenzentrierten Vorgehen neigt. Besonders interessant fand ich das Kapitel ,,Schwierige lnteraktionssituationen", das auch unabhängig vom Thema des Buches hilfreich sein kann.

Hans Henning



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